Ausflug zur Bundesgartenschau in Heilbronn

Der Seitenarm des Neckars hier im alten Industriehafen von Heilbronn wirkt ruhig und beschaulich. Immerhin gehört der Heilbronner Hafen zu den 10 größten Binnenhäfen in Deutschland. Und auf dem Gelände eben dieses alten Industriehafens wurde die Bundesgartenschau (BuGa) aufgebaut. Im Internet findet man Fotos von der Entstehung des Gartenschaugeländes. Es ist gigantisch, was hier geleistet wurde. Mehr als 300 Tonnen Schrott wurden bei der Sanierung des Geländes gefunden. Berge von Sand und Erde wurden bewegt, um einen neuen Stadtteil entstehen zu lassen.

Es war fast schon selbstverständlich, dass der Jahresausflug des OGV Lichtenstein Ende Juni zur Bundesgartenschau nach Heilbronn führte. Mehr als 50 Teilnehmer hatten sich angemeldet. Wenn man bei uns wie in Indien auf dem Dach mitfahren dürfte, wären sicherlich noch mehr Leite mitgekommen.

Die Bundesgartenschau im alten Industriehafen von Heilbronn ist nicht Selbstzweck, der anschließend sich selbst überlassen wird oder einfach ein vorhandener Park, der für die BuGa aufgemotzt wurde, sondern hier wird urbanes Wohnen und modernes Bauen im Maßstab 1:1 gezeigt und erlebt. Eine ganze bewohnte Siedlung mit vielen verschiedenen Bauweisen und Fertigungsmethoden wurde hier Wand an Wand geschaffen, die später einen neuen modernen Stadtteil von Heilbronn bilden wird. Innovatives Bauen, alternative  Wohnformen und ungewöhnliche Baumaterialien werden hier eindrucksvoll dargeboten.

Ein Teil des Gartenschaugeländes wird später wieder abgetragen, wenn die erwarteten 2,2 Millionen Besucher das alles gesehen haben und wenn die Siedlung weitergebaut wird, aber das Gelände des alten Hafens ist aus einem Dornröschenschlaf erweckt und mit gigantischem Aufwand in einen ansprechenden und wirklich schönen BuGa-Park verwandelt worden.

Das Gelände ist weitläufig und doch nicht zu groß. Außer den aufgeschütteten Hügeln und dem Lärmschutzwall zur Bahnstrecke und Straße hin ist das Gelände flach und eben und gut zu Fuß zu bewältigen. Wer am Ende des Geländes müde geworden ist, oder wem es einfach im Sommer zu heiß wird, der kann im umfunktionierten Ausflugsdampfer „Willy Schneider“ zum Ausgangspunkt zurückfahren, wo der große Busparkplatz ist. Wie auf einem ruhigen grünen Fluss im Urwald fährt das Ausflugsschiff auf dem Seitenarm des Neckar und vermittelt den Eindruck einer friedlichen Bootsfahrt im Urlaub.

Auf dem BuGa-Gelände wird die Geschichte der Flussschifffahrt auf dem Neckar ebenso in vielen Bildern und Objekten erzählt wie moderne Techniken und Laborversuche auf dem Wissenschaftsschiff „MS experimenta“ demonstriert werden. Auf dem Schiff werden in großen Laborräumen viele Kurse für Schulen und Hobbyforscher angeboten und Workshops veranstaltet.

Großartiges gärtnerisches Können und anspruchsvolle urbane Architektur ergänzen sich hier auf eindrucksvolle Weise. Information und Inspiration zu vielen Themen geben völlig neue Eindrücke zu Pflanzen, Bäumen, Unterhaltung, Erholung und dem Leben am Wasser. An den Ufern der Neckarseitenarme, die den alten Hafen bildeten und an neu angelegten Seen entwickelt sich ein leichtes und lockeres Gefühl für modernes Leben in einer Stadt der Zukunft mit einem digitalisierten Alltag mit autonomem Fahren, virtuellem Einkaufen und selbstfahrenden Kleintransportern, die die bestellten Waren vor die Haustüre bringen.

Bei alledem kommt der gärtnerische Aspekt, der die Besucher eigentlich hierher gelockt hat, nicht zu kurz. Im Park zwischen den kleinen Seen in Sichtweite des neu angelegten innovativen Wohnparks mit Büros, Restaurants und Geschäften wurden 1700 Pappeln gepflanzt, die Schatten spenden und sich gut ins Landschaftsbild einfügen. Ein großer Kräutergarten mit üppig blühenden heimischen Kräutern, die man fast gar nicht mehr kennt, lädt zum Flanieren und schnuppern ein.

Auch der Obstbau ist vertreten und Fachleute stehen zur Beratung für das Pflanzen von Bäumen, zur Bekämpfung von Baumkrankheiten und den richtigen Baumschnitt bereit. Schier unendliche Beete mit bunten Blumen und Ziergewächsen in geometrischer Anordnung runden das Bild der Bundesgartenschau ab.

Neben allem Forscherdrang und den Innovationen beim Bauen und modernen Wohnen kommen die unzähligen Pflanzen trotzdem gut zur Geltung. Lange Reihen von Petunien säumen die Geländer auf den vielen Brücken und Stegen. Schaugärten, die in Wettbewerben angelegt wurden, vermitteln neue Ideen für den heimischen Garten und Rasen. Spielplätze locken Kinder an, denen der Weg sonst zu lang und das Überangebot an Blumen und Pflanzen zu eintönig wird.

Das Gelände ist groß genug, dass man auch bei einer großen Zahl von Besuchern nicht den Eindruck von Enge und Gedränge bekommt. Die Themen des Gartenbaus, alte Getreidearten, Kräuter und Zierpflanzen, Blumen und Stauden, Büsche und Bäume wechseln sich immer wieder reizvoll ab und bilden grüne Oasen inmitten der Stadt und der Hafenanlagen am anderen Ufer des Neckar. Für Bienen und Insekten wurden viele reizvolle Wiesen mit den verschiedensten Stauden und Sommerblumen angelegt.

Die BuGa in Heilbronn ist überaus reizvoll und sehenswert. Eine vielfältige Gastronomie bietet Abwechslung und Entspannung und hat für jeden Geldbeutel das richtige Angebot. Man ist mitten in der Stadt, mitten im alten Industriehafen – und hat doch den Eindruck einen schönen Urlaubstag im Grünen verbracht zu haben. Man kann gar nicht alles an einem Tag bewältigen und muss auf jeden Fall wiederkommen!

OGV Lichtenstein – Werner Neubrander

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