Die Welt der Bienen – Vortrag von Birgit Wester am 25.2.2019 – Teil 2
Birgit Wester hat Ihre Führungsposition als Dipl.-Kauffrau an den Nagel gehängt und ihr Hobby zum Beruf gemacht – seit 2015 ist sie Berufsimkerin und hat 100 Bienenvölker.
Die Welt der Bienen
In einem Bienenvolk gibt es 3 Arten von Bienen:
- Arbeiterin
- Drohne
- Königin
In einem starken Bienenvolk leben im Sommer bis zu 40.000 Bienen, 1 Königin und etwa 300 Drohnen.
Die Bienenkönigin sorgt mit ihren Eiern für den Fortbestand des Bienenvolkes.
Die Arbeiterinnen sammeln Nahrung, d. h. Nektar, Pollen und Wasser. Nektar und Pollen lagern sie als Honig und „Bienenbrot“ in den Waben ein. Sie sorgen für Sauberkeit, bauen die Waben und füttern und versorgen die Brut. Die Brut braucht eine Temperatur von etwa 35 Grad. Die Arbeiterinnen sorgen für Kühlung und Wärme im Bienenstock.
Außerdem bewachen die Arbeiterinnen das Bienenvolk und schützen es vor Eindringlingen.
Die Drohnen sind männliche Bienen. – Ihre Aufgabe ist das Begatten fremder Königinnen. Sie haben eine ausgeprägte Flugmuskulatur, sie sollen junge Königinnen finden und sie begatten.
Im Gegensatz zu den Hummeln und
den meisten Wildbienen überwintert ein Bienenvolk in der kalten Jahreszeit als
komplette Einheit. Wenn es sehr kalt wird, kuscheln sich die Bienen in einer Wintertraube zusammen. Aus der kleinen
Wintertraube mit 2.000 – 5.000
Bienen wird im Frühjahr schnell ein Staat von beachtlicher Größe, wenn mit den
ersten frischen Pollen das Brutgeschäft wieder richtig in Gang kommt.
Aufgaben der Arbeiterinnen:
Sammeln von Pollen, Nektar und Wasser, Putzen, Füttern der Brut, Kühlen und Wärmen, Waben bauen, Bienenvolk bewachen, Propolis beschaffen, Honig herstellen.
Zum Abdichten und zur Reparatur des Bienenstocks beschaffen die Arbeiterinnen die Propolis. Dabei handelt es sich um eine Art Harz, das die Bienen an Bäumen einsammeln und verarbeiten. Um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden, dichten die Bienen alle Öffnungen ab und versehen die Waben für die Brut mit einem dünnen Propolisfilm, der Bakterien und Pilze abtötet.
Die Arbeiterinnen leben etwa zwei Wochen nur im Bienenstock. Erst gegen Ende ihres Lebens fliegen sie aus und sammeln Pollen, Nektar und Propolis.
Sommerbienen, die viel arbeiten müssen, leben nur etwa 35 Tage.
Winterbienen sind langlebiger, sie überwintern als kleines Volk und können bis zu 8 Monate alt werden. Winterbienen müssen wesentlich weniger arbeiten als Sommerbienen.
Die Königin ist elegant, schlank und relativ groß. In einem Bienenvolk lebt immer nur eine Königin. Sie kann bis zu 2000 Eier an einem Tag legen und lenkt und leitet ihr Volk mit Duftstoffen. Die Königin kann bis zu 5 Jahren alt werden.
Wie vermehren sich die Bienen
Die Königin legt von Mai bis Juni täglich bis zu 2.000 Eier.
Aus befruchteten Eiern entstehen weibliche Bienen, aus unbefruchteten Eiern entstehen Drohnen (männliche Bienen). Aus jedem befruchteten Ei und jeder weniger als 3 Tage alten Larve kann eine Königin schlüpfen. Eine Bienenlarve bekommt etwa 2.000 Pflegebesuche. Die Königin legt befruchtete Eier in kleine Zellen, in größere Zellen legt sie unbefruchtete Eier. Wenn die Larven ausschließlich mit Gelée Royal gefüttert werden, wird daraus eine Königin. Eine Bienenlarve hat nach 6 Tagen ihr Anfangsgewicht auf das 500-fache vermehrt; damit verglichen würde ein menschliches Baby nach 6 Tagen 32 Zentner wiegen Für 1 Gramm Pollen sind 14.000 Blütenstaubkörner der größten Art nötig.
Ein neues Bienenvolk entsteht
Ein Bienenvolk vermehrt sich durch Teilung. Das alte Volk teilt sich, die alte Königin fliegt mit ihrem Teil des Volkes weg und die junge Königin übernimmt das Regiment im verbliebenen Bienenvolk.
Die alte Königin verlässt ihr Volk nur, wenn sie sicher ist, dass eine Prinzessin da ist und für die Nachkommen gesorgt ist.
Die Bienen schwärmen ab etwa Mitte April aus. Ein ausschwärmendes Bienenvolk hat nur ein Ziel: Sie suchen ein neues Zuhause.
Auf ihrer Reise zu einem neuen Zuhause haben sie Proviant für etwa drei Tage dabei; wenn sich in dieser Zeit kein neues Zuhause findet, kann es sein, dass dieser Teil des Volkes stirbt.
Wenn ein Imker so einen Schwarm findet, besprüht er ihn mit Wasser. Mit einem kräftigen Stoß an den Ast, an dem die Bienentraube hängt, versucht er möglichst viele Bienen und die Königin in einem Gefäß aufzufangen.
Wenn weitere Bienen vom Baum in das Gefäß herunterfliegen, ist es wahrscheinlich, dass die Königin unten in der neuen Kiste ist.
Bienenprodukte
- Honig
- Wachs
- Pollen
- Propolis (zum Schutz des Bienenstocks gegen Viren, Bakterien, Pilze)
- Bienengift
- Gelée Royal („Milch“, die von den Arbeiterinnen produziert wird)
Die Biene in Gefahr
- Varoamilbe
ist ein aggressiver Parasit, der vor über 30 Jahren aus Asien eingeschleppt wurde
Sie sind so klein wie eine Zecke, aber sie bewegen sich so schnell wie Spinnen
Ohne Unterstützung durch den Imker würde das Volk spätestens nach 2 Jahren eingehen. Die Varoamilbe ernährt sich von heranwachsenden Bienen, die infizierten Bienen können dann ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Zur Bekämpfung der Varoamilbe wird im Sommer Ameisensäure im Bienenstock verdampft; diese hinterlässtkeinerlei Rückstände im Honig
- Monokulturen
- – Pflanzenschutzmittel
- Nahrungsmangel
Die Wiesen werden immer früher und meist flächendeckend gemäht
- Der Mensch allgemein
Nachhaltig handeln
Was können wir tun, um die Bienen zu schützen?
- Bei der Auswahl der Pflanzen auf offene Blütenformen achten, keine gefüllten Blüten
- Bienen mögen Pflanzenvielfalt
- Möglichst keine Pflanzenschutzmittel verwenden
- Natürliche Helfer unterstützen (Ohrenzwicker, Marienkäfer, Florfliege)
- „Unkräuter“ im Garten und auf dem Rasen tolerieren; Bienen lieben Löwenzahn !
- Bunte Wiesen statt englischem Rasen
- Wassertränke mit Schwimmhilfe anbieten (Insekten brauchen auch Wasser)
- Hecke erst nach der Blüte schneiden (Liguster, Schneebeeren)
- Nisthilfen für Wildbienen aufhängen
- Regionaler Einkauf: Honig von heimischen Imkern aus der Region kaufen – Honig kann man importieren, Bestäubungsleistung nicht!
- BIumen pflanzen im Garten und auf dem Balkon, damit es bis in den späten Herbst hinein Blüten gibt, die den Bienen zur Verfügung stehen
Die bedeutendsten Importländer für Honig waren im Jahr 2018
- Ukraine
- Argentinien
- Mexiko
- Ungarn
- Kuba
- Bulgarien
- China
- Rumänien
- Spanien
Die Welt der Bienen – Honigbienen und Wildbienen
Honigbienen und Wildbienen leben in friedlicher Koexistenz
Die Honigbiene hat einen Flugradius von etwa 3 km, eine Wildbiene fliegt nur etwa 150 bis 300 Meter weit
Bienenvölker sind das ganze Jahr über aktiv. Die Wildbienen sind nur kurze Zeit aktiv, wenn ihre Pflanzensorte blüht, auf die sie sich spezialisiert haben – z.B. Efeublüten usw.
Kastanienblüten sind gelb. Wenn sie bestäubt wurden, haben sie rote Flecken. Daran können die Bienen erkennen, welche Blüten schon bestäubt sind und nicht mehr angeflogen werden müssen.
Bienen lieben die Pflanzenvielfalt – sie mögen auch sehr kleine Blüten, wie zum Beispiel Vergissmeinnicht – auch Glockenblumen mögen sie sehr gerne.
„Deutscher“ Honig besteht aus einer Mischung aus EU und Nicht-EU Anteilen Deutschland deckt nur etwa 20 % seines Bedarfs an Honig
Honig ist ein leckeres Lebensmittel. Aber die wertvollen Enzyme des Honigs gehen bei Temperaturen über 40 º C verloren
Obst- und Gartenbauverein Lichtenstein e.V.
Werner Neubrander – Öffentlichkeitsarbeit
Die Fotos wurden im Juli 2019 in unserem Garten gemacht – es handelt sich um Maskenbienen, die sich auf Kugelköpfigen Zierlauch – Allium sphaerocephalon – spezialisiert haben